Karriere mit oder ohne Familie – eine Frage, die sowohl den Arbeitnehmer als auch den Arbeitgeber beschäftigt. Stehen Familie und Karriere überhaupt in Konflikt, und wenn ja, wann und warum?

Alle kennen „unerlaubte“ Fragen, die bei einem Vorstellungsgespräch auftauchen: „Haben Sie Familie?“, „Planen Sie Kinder?“ oder sogar „Was ist Ihnen wichtiger: Beruf oder Familie?“. Diese Fragen können in manchen Fällen sogar angemessen klingen – zum Beispiel bei einer Stelle, wo Erfahrung mit Kindern erwünscht wird, doch für den Bewerber sind sie oft unangenehm. Meistens möchte aber der Arbeitgeber einfach einschätzen, wie flexibel oder belastbar der zukünftige Mitarbeiter/Mitarbeiterin ist. Doch wie soll man bei diesen Fragen, die zweifellos zu anspruchsvollen Stressfragen gehören, eigentlich reagieren? Muss man unbedingt die Wahrheit sagen? Schauen wir uns einige Kategorien von Bewerbern an:

  1. Alleinstehende Bewerber unter 30: Die jungen Berufseinsteiger antworten gerne offen und ehrlich. Die meisten haben noch keine konkreten Pläne für eine Familie, sie suchen zuerst nach spannenden Aufgaben und nach einer Firma, bei der sie ihre Karriere beginnen können.
  2. Junge Arbeitnehmer, die innerhalb von ein paar Jahren eine Familie gründen möchten, antworten auf solche Stressfragen oft mit Halbwahrheiten. Gegen Stressfragen wirkt es immer: Ruhig, freundlich und locker zu bleiben und eine diplomatische Antwort zu geben.
  3. Arbeitnehmer in einem Alter, wo die meisten schon Familie haben, können dies souverän bejahen und damit dem Arbeitgeber einen stabilen Familienhintergrund versichern.
  4. Die Singles über 40, für manche Arbeitgeber wahrscheinlich die Traumkandidaten, sollten aber beim Vorstellungsgespräch aufpassen und negative Äußerungen über das Thema Familie vermeiden. Auf die Frage „Warum haben Sie keine Kinder?“ sollten sie einfach ein „C’est la vie!“ als Antwort geben, bevor sie von sich selber den falschen Eindruck eines kinderfeindlichen Menschen oder eines Misanthropen erwecken.Selbstkenntnis, um die richtige Stelle zu finden!

Da das Arbeitsangebot richtig bunt sein kann, sollte man sich bereits am Anfang, bei der Suche nach neuer Arbeit, wie etwa hier im Internet, die Stellenausschreibungen immer sorgfältig durchlesen. Dann kann man auch am besten feststellen, ob die Stelle zum eigenen Lifestyle passt oder nicht. Und wie hängt der Familienstand mit der besetzten Position zusammen?
Daten und Fakten aus Statistiken zeigen, dass Führungspositionen in größerer Zahl von alleinstehenden Frauen (und nicht von Müttern) besetzt werden und in noch viel größerer Zahl von Männern mit Familie (und nicht ohne Familie). Interessant, oder? Liegt das an dem Arbeitnehmer oder an dem Vorurteil des Arbeitgebers?

Eine alleinstehende Frau könnte mehr reisebereit sein, als eine Mutter, die weniger gerne Überstunden macht und Geschäftsreisen weniger akzeptiert. Aber stimmt das wirklich? Oder präferieren die Arbeitgeber Singlefrauen im Führungsteam, weil sie denken, diese Frauen seien belastbarer und flexibler?

Die Wirklichkeit liegt in der Mitte. Es kann sein, dass viele Frauen bewusst keine Führungspositionen wählen, weil sie der Familie mehr Zeit schenken wollen – besonders wenn sie kleinere Kinder haben. Eine Studie hat aber auch darauf hingewiesen, dass Singlefrauen oft im Hintergrund bleiben und auf Karriere verzichten, weil sie denken, mit einer bescheideneren Position für die Männer attraktiver zu sein. Andererseits gibt es aber auch Frauen, die Familie und Arbeit gut miteinander kombinieren können und Unterstützung in der Familie erhalten, um Karriere zu machen.
Aber wie ist die Situation bei den Männern? Sind alleinstehende Männer tatsächlich weniger in der Lage, Karriere und Privatleben zu harmonisieren als Männer mit Familie, von denen die Arbeitgeber vielleicht glauben, sie seien belastbarer, verantwortungsvoller und loyaler? Hier können sowohl das sichere und souveräne Auftreten des Arbeitnehmers als auch das Klischee über den zuverlässigen Familienvater wirken.
Eins darf man nie vergessen: Sowohl Familie als auch Beruf und Arbeit gehören zum Leben und sind gleich wichtig. Bei der Jobsuche brauchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer genügend Selbsterkenntnis, um ohne Klischees und Vorurteile zu entscheiden.