Tinder ist eine mobile Dating-App, die Menschen im Rahmen von Bekanntschaften und Flirts zusammenführen soll. Nach eigenen Angaben der Entwickler nutzen alleine in Deutschland, Stand Januar 2015, bereits über zwei Millionen Menschen die App. Dabei soll insbesondere für junge Erwachsene das Kennenlernen unkomplizierter werden. Doch trotz der weitläufigen Nutzung gerät Tinder immer mehr in den Ruf sich in eines der vielen Sexportale im Internet (siehe: http://www.sexportale.org) zu entwickeln. Doch wie sieht die Realität aus? Dient die Dating-App wirklich nur dem Single, der auf der Suche nach Sex ist, oder kann sie auch der Partnersuche dienen?

Wie bei so vielen Apps liegt auch diese Frage in der Hand des Nutzers. Während einige Singles ausschließlich auf der Suche nach einer festen Partnerschaft sind, möchten andere Nutzer einfach nur neue Leute kennenlernen. Natürlich gibt es auch diejenigen, die wirklich nur Interesse an Sex haben. Doch wenn man ehrlich ist, spiegelt die Dating-App damit auch einen Querschnitt der deutschen Offline-Singlelandschaft wieder. Auch vor dem alltäglichen „Tindern“ gab es Singles, die gerade auf Partys eben nur auf einen One-Night-Stand aus waren. Trotzdem bietet Tinder den Nutzern natürlich Anreize, die eine Entwicklung in die Richtung einiger anderer Sexportale nicht gerade verhindert. Dazu bedarf es jedoch einen detaillierteren Blick auf die Funktionsweise der Dating-App.

Nach der erfolgreichen Anmeldung kann der Single seine Suchkriterien einstellen. Faktoren sind dabei neben dem Geschlecht auch die mögliche Altersspanne sowie die Entfernung zum Nutzer. Danach wird beim eigentlichen „Tindern“ ein Bild der/des ersten potenziellen Kandidatin/Kandidaten angezeigt. Die einzigen Informationen, die also sofort angezeigt werden, sind neben einem einzelnen Bild nur der Name (abhängig vom Facebook-Account), das Alter und die Entfernung. Außerdem werden in Form von Zahlen angezeigt, wie viele gemeinsame Freunde und Interessen man auf Facebook hat. Wer detailliertere Angaben zur anderen Person möchte, der muss sich das Profil durch einen Klick erst einmal genauer ansehen. Erst dann werden gegebenenfalls weitere Bilder sowie die gemeinsamen Freunde und Interessen aufgeführt. Der Nutzer kann dann entscheiden, ob ihm diese Person gefällt (Like) oder nicht gefällt (Dislike). Einmal täglich kann in Form eines „Super-Likes“ außerdem einer Person signalisiert werden, dass sie aus der großen Menge heraussticht. „Liken“ sich zwei Nutzer, so entsteht ein Match und die Chat-Funktion wird eröffnet.

Diese unkomplizierte Form der Partnersuche, unabhängig davon, welche Motive nun letztendlich dahinter stecken, ist aber auch die große Schwäche der App. Die Partnersuche wird derart auf das Äußerliche einer Person reduziert, dass nur noch wenig Platz für innere Werte bleibt. Wer wirklich nur nach dem Aussehen einer Person entscheidet, der geht in erster Linie auch nach dem Kriterium, ob diese Person sexuell anziehend ist. Dieses Konzept spielt natürlich gerade denjenigen in die Karten, die eben nur unverbindlichen Sex und keine feste Partnerschaft suchen. Natürlich kann sich im späteren Chat auch ein ganz gewöhnliches Date und sogar eine feste Beziehung ergeben. In erster Linie geht es in der App jedoch um das Kennenlernen und Zusammenführen von Leuten. Was danach geschieht, liegt in der Hand der Nutzer.

Mit einer recht neuen Funktion haben die Entwickler diesem Trend jedoch entgegengewirkt. Nun ist es auch möglich, dass Singles mit anderen Singles weggehen können. Haben zwei Freundinnen beispielsweise Lust in eine Bar zu gehen, so können sie eine entsprechende Veranstaltung erstellen und letztlich mit interessanten anderen Singles weggehen. Andere Apps wie Lovoo legen hingegeben mit dem ganzen Konzept mehr Wert auf den gesamten Menschen. Doch im Endeffekt bleibt es auch dort in der Hand des Nutzers, ob es nur ein unverbindlicher Flirt oder ein Date mit einer möglichen Beziehung wird.